Die 5 peinlichsten Momente im Leben eines Hundemenschen.

 

Der Hundemensch ist souverän. Von morgens bis abends. Sonst kann er ja seinem Hund kein Buddha-artiges Vorbild sein, ein Muster an innerer Ruhe und Gelassenheit, ein Zenmeister mit Kotbeutel. Mein Verdacht ist allerdings, dass die Öffentlichkeit gelegentlich einen anderen Eindruck vom Hundemenschen bekommt. Und ihn ertappt in Situationen, die nur derjenige versteht, der seinerseits ununterbrochen souverän ist. Zum Beispiel diese hier.

 

1. Der Output-Check

 

Was alltäglich aus dem Hund heraus das Freie sucht, könnte uns herzlich egal sein. Scheiß doch der Hund drauf. Doch der Hundemensch hegt zuweilen ein zumindest für Außenstehende ungewöhnliches Interesse am Verdauungsprodukt des vierbeinigen Geldgrabs. Findet er beim Aufnehmen des Outputs zum Beispiel ein Waszurhölleistdasdenn, muss er es näher untersuchen. Ist das ein Stückchen Knochen? Nussschale? Oder etwa der vermisste Ohrring? Interessiert wird die vom Hund mit großer Sorgfalt hergestellter Verpackung des Fremdkörpers mittels des schützenden Beutels zerteilt, um das unbekannte Subjekt zu identifizieren. Betritt jetzt ein fremder Passant die Szenerie, ist der Moment gekommen, über ein sofortiges und endgültiges Verlassen der Stadt nachzudenken.

 

Getoppt werden kann das Ganze nur durch ein Erlebnis, für dessen authentische Wiedergabe ich mich verbürge. Der Hund hatte nach seiner Giardien-Attacke eine Zeitlang wahrlich scheußlichen Output, der nicht nur oft ungestaltet war, sondern auch olfaktorisch den Schlund der Hölle zitierte. Eines Tages durfte ich etwas aufsammeln, das zum einen äußerst sammlogen war, sich also ausgezeichnet eintüten ließ, zum anderen schien es auch geruchlos zu sein wie ein Netz Glasmurmeln. Ich konnte mein Glück über die offensichtliche Genesung des Hundegekröses kaum fassen und wollte es genau wissen. Ich beugte mich leicht über die Tüte, um mich schnuppernd zu vergewissern, dass es dem Hund tatsächlich besser ging. Als ich den Kopf wieder hob, blickte ich in die Augen eines Taxifahrers am Straßenrand, der mich mit den Worten „Jetzt fehlt nur noch eine Geschmacksprobe“ im düsteren Grauen der peinlichen Situation allein zurückließ.

 

2. Der Love-Talk

 

Was Liebende miteinander tun, geht ja bekanntlich niemanden etwas an. Auch, was sie sich sagen, sollte nicht an fremde Ohren dringen. Doch wenn man gewohnt ist, mit dem geliebten Tier zu sprechen, wenn man es tagein tagaus tut, kann gelegentlich eine gewisse Selbstvergessenheit dazu führen, dass Dinge gesagt und ausnahmsweise von mehr Ohren gehört werden als den zwei plüschig schlappigen, für die sie bestimmt waren. Der Hund hat eine Reihe von Kosenamen, die schwer zitierbar sind, unter anderem deshalb, weil sie erst in der Sekunde entstehen, in der sie gesprochen werden. Dass derart spontane Liebesäußerungen nicht immer den Kriterien für würdige Hundenamen entsprechen, versteht sich von selbst. Es ist mir schon unangenehm, wenn jemand hört, dass ich meinen Hund Schätzchen oder Mäuschen nenne. Bei Hündchen-Pündchen, Süßi, Schnöffel oder Düdel potenziert sich die Peinlichkeit entsprechend.

 

3. Der laute Groll

 

Wie eingangs schon erwähnt, ist der Hundemensch jederzeit die Ruhe selbst. Er tut niemals Falsches oder Nutzloses. Ganz besonders falsch oder nutzlos ist es, seinen Hund anzumotzen und mit einer Woge von Pampigkeit zu überfluten. Deshalb tut das der Hundemensch niemals. Auch dann nicht, wenn das Tier gerade seine Nase in ein braunes pastöses Fundstück gesteckt hat und sich nun die Lippen leckt. Und schon gar nicht, wenn der Hundemensch das Tier mit allen Raffinessen der Hundeerziehung fünf Tage lang um ein zunehmend gammliger werdendes Stück irgendwas herumgelotst hat und das Tier es am sechsten Tag in einer schwachen Nanosekunde des Hundemenschen einfach verschlingt. Niemals wird der Hundemensch laut. Deshalb kann ich mir auch überhaupt nicht vorstellen, wie Situationen entstehen sollten, in denen ein Fremder Zeuge eines Ärgervesuvs des Hundemenschen werden könnte. Aber wenn es so wäre! Es wäre ungeheuer peinlich.

 

4. Das Rückruf-Debakel

 

Eigentlich ist mit dem Titel dieses Blogs schon alles gesagt. „Kommst du hierher“ bedeutet nicht einfach nur: Komm, mein Herz, wir wollen weiter gehen! Es heißt: Ichhabeesjetztschonhundertmalgesagtdusollstkommenwennichdichrufe-undmichnichtimmerwieeinendeppendastehenlassenderdirhinterherrennenmuss-ichhabeessattsattsatt! Die Peinlichkeit, bei einem solchen Ausruf ertappt zu werden, potenziert sich, wenn man dabei dem Hund wild fuchtelnd hinterher läuft und einem gefühlten Stadion voller Zuschauer signalisiert: Mein Hund interessiert sich nicht die Bohne für mich. 500 Euro für die Hundeschule: zum Fenster rausgeworfen. Vier Staffeln Martin Rütter – umsonst. Alle anderen Hunde hören und kommen, wenn man sie ruft. Alle. Nur meiner nicht. Voll peinlich.

 

5. Die Sammelprobe

 

Ich muss noch einmal auf eine ganz spezielle Variante von Punkt 1 zurückkommen, so schließt sich der Kreis mit einer Peinlichkeit, von der Wellensittichliebhaber und Frettchenfreunde nur träumen können. Mein Hund wird nicht automatisch regelmäßig entwurmt, sondern nur dann, wenn er gerade von Würmern durchwandert wird wie der Appalachian Trail. Campiert kein Wurm im Hund, braucht es auch keine Wurmkur. Deshalb lasse ich regelmäßig ein wenig Output untersuchen. Damit sich auch ja kein Wurm verstecken kann, mache ich mich nur mit einer Sammelprobe auf zum Tierarzt. Die Zutaten: Bauteile von drei verschiedenen Haufen. Das bedeutet nicht nur, dass man Bauteil 1 und 2 schon eine Weile in einem Röhrchen spazieren getragen hat, es stellt auch besondere Anforderungen an die Sammlung.

 

Bekommt man zum Sammelröhrchen einen separaten Spatel zur Aufnahme, ist dieser ja bereits mit dem ersten Exponat kontaminiert und unbrauchbar geworden. Womit nun also Teil 2 und 3 aufnehmen und in das Röhrchen befördern? Meine Lösung sind Holzzahnstocher, die sich leicht mitführen und hernach einfach in der Tüte entsorgen lassen. Doch er ist einfach unvermeidbar, der Moment, in dem man sich bückt, ein Röhrchen öffnet, das nicht mehr leer ist und versucht, ein Hundekügelchen mittels zweier Zahnstocher abzuteilen und zu seinen bereits wartenden Kumpels im Röhrchen zu schubsen. Ein Vorgang der sich vorbeiflanierenden Passanten nicht ohne weiteres erklärt und den man sich selbst früher nicht hätte erklären können.

 

Früher, in der total coolen, null peinlichen Zeit, die Zeit, bevor sie bei uns einzogen .